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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 6

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Christentum schon längst verbreitet und das Volk an mildere Sitten gewöhnt war, zog der Markgraf Ansiedler ins Land. Diese fleißigen und geschickten Leute verbreiteten deutsche Sprache und deutsche Sitten; sie machten öde Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, deichten Flüsse ein und bauten Städte und Dörfer (Berlin, Spandau, Stendal it. s. w.). Auch manches neue Gewerbe und manche Kunstgeschicklichkeit brachten sie mit in die Marken, so die Tuchweberei und den Backsteinbau. Die Wenden folgten dem anregenden Beispiele der deutschen Ansiedler, ahmten deren Sitten nach und verschmolzen durch Heirat mit jenen zu einem deutschen Volke. — Auch die wendischen Adligen nahmen bald deutsche Sprache und deutsches Wesen an. b. Christentum. Albrecht war vor allem darauf bedacht, das Christentum in den erworbenen Ländern einzuführen. In dieser Absicht zog er die Johanniter und Tempelherren, welche er auf einer Wallfahrt nach dem gelobten Lande kennen gelernt hatte, ins Land; sie sollten die Marken gegen die heidnischen Nachbarn schützen und deutsche, christliche Gesittung verbreiten helfen. Mönche, Prämonstratenser A) und Cistercienfer2), die Albrecht aus deutschen Gegenden berief, vereinigten Ökonomie mit geistlicher Thätigkeit; sie entwässerten sumpfige Gegenden, rodeten Wälder aus und förderten den Obstbau. Sie vergaßen dabei aber auch ihre Hauptaufgabe nicht, das Evangelium zu verkünden, um .die Nacht des Heidentums zu verscheuchen. Bald entstanden Klöster und Kirchen in allen Teilen des Landes, und Havelberg und Brandenburg erhielten wieder Bischöse. Albrecht hat im- Havellande das Christentum für alle Zeit eingeführt, das Land der deutschen Bildung zugänglich gemacht und für das deutsche Reich gewonnen. „Heinrich de ßeuto’ und Albrech de Bar, Dartho Frederik met dem roden Haar (Barbarossa), Dat warn dree Herren, De künden de Welt verkehren." (Altes Volkslied.) Albrechts Dachfolgcr. 1168-1320. Albrechts Nachfolger setzten das begonnene Werk im Geiste und Sinne des Begründers fort. Otto I. folgte im Jahre 1168 seinem Vater in der Regierung, der sich zwei Jahre vor seinem Tode nach Ballenstädt zurückzog, wo er 1170 starb und beigesetzt wnrde. *) Der Orden der Prämonstratenser wurde 1120 von Norbert von Gennep aus Xanten gestiftet. Sein erstes Kloster gründete er im Walde von Coucy bei Rheims in einem feuchten Wiesenthale (pre rnontre = angezeigte Wiese). *) Der Orden der Cistercienfer, ein Zweig des Benediktinerordens, ist 1098 vom Hl. Robert, dem Einsiedler, zu Citeaux bei Dijon gestiftet.

2. Das Mittelalter - S. 4

1891 - Münster i. W. : Schöningh
4 Mittelalter. Verteilung und Wahrung des Gesamtbesitzes anging, auch möglicherweise nach Beratung mit den Hausherren, der vornehmste, älteste oder mächtigste unter den Viehzüchtern, der als Gauvorsteher oder Niederlassungsherr geehrt ward. Und ähnlich wie Familien waren auch wohl Gauverbände innerhalb eines Stammes bestehend und geleitet; der Name König, Leiter-oder Regent, ist uralt und gemeinsam. — Gemeinsam ist dabei allen die Unterordnung unter eine höhere Macht. Über den sterblichen Menschen walten in höchster allgewaltiger Macht die unsterblichen Götter. Wie deren Verehrung gewesen, des Himmels- und des glänzenden und leuchtenden Sonnengottes, des Mondes und der Sterne, der flammenden Frühröte, wie der Götter, welche sich in Wetter und Regen offenbaren, ist schwer anzugeben. Nur scheint es, daß wie in größerer Gemeinschaft der König oder Gauherr, so in seinem Reiche der Familienvater als Priester dastand, das ausgehende Tageslicht oder den nächtigen Sternenhimmel begrüßte und um Abwendung von Unheil, um Segen und Gedeihen anflehte für seinen Hausstand, für Weib und Kind, für Roß und Rind. Tiefes religiöses Gefühl ging durch die ganze arische Stammesgemeinschaft; es heiligte alle Verhältnisse des Lebens, der Familie und des Besitzes und setzte schon früh gewisse Normen fest, sittliche Regeln und rechtliche Begriffe, Fuge und Satzungen, deren Verletzung dem einzelnen vor Göttern und Menschen zum Übel, zu Schaden und Schande gereichte, einer Gesamtheit aber Krieg und Fehde eintrug. Solche Kriege und Fehden aus Rechtsverletzungen, wie sie wohl durch Übervölkerung entstehen, mögen es gewesen sein, welche einzelne größere Genossenschaften, dann ganze Stämme von der Urgemeinschaft sich abtrennen und zuerst weiter nach Westen ziehen ließen. Den abziehenden Stämmen drängten andere nach, und auch die nachfolgenden mochten alsbald erfahren, daß die Erde noch Raum genug zum Wohnsitz für viele hat. Aus der großen Urgemeinschaft waren, wie dies nun auch immer geschehen sein mag, die einen früher, die andern später ausgeschieden und hatten ihre Wanderung nach jenen Wohnstätten begonnen, darin wir sie in ihrer späteren Geschichte und Entwickelung antreffen. Inder und Perser zogen gegen Süden und Osten in das Innere von Asien. Die übrigen gelangten sämtlich, obzwar auf verschiedenen Wegen und zu verschiedenen Zeiten gegen Westen ziehend, nach Europa. Die in jüngster Zeit wieder verteidigte Annahme europäischer Ursitze für alle Arier, ist unhaltbar. Am frühesten hatten sich die Gräko-Jtaliker auf den Weg nach Europa gemacht; daraus folgte der Ausbruch der Celten; am längsten waren die Germanen mit den Letto-Slaven zusammen geblieben, vielleicht bis in die Anfänge der Westwauderung hinein. Aus Gründen, welche wir nur erraten, nicht feststellen können, nahmen allmählich die

3. Das Mittelalter - S. 6

1891 - Münster i. W. : Schöningh
6 Mittelalter. welche die Berichte der übrigen Völker, der Celten, Römer und Griechen über die verschiedenen Stämme der Germanen erkennen lassen. Die Einwanderer fanden übrigens Europa, auch das Land bis an die Donau im Süden und bis an den Rhein im Westen, auf welches sie zunächst beschränkt blieben, keineswegs leer und unbewohnt vor. Vielmehr stießen die Nordgermanen in Skandinavien, die Goten auf der Südküste der Ostsee auf eine finnische Bevölkerung, welche ehedem, obzwar ebenfalls aus Asien eingewandert, über den größten Teil Europas verbreitet gewesen zu sein scheint. Wenigstens hat die Vermutung manches für sich, daß die sogenannten Pfahlbauten, (vergl. S. 3) d. H. die ältesten, welche noch kein Metallgerät kennen, von Völkern finnischer Rasse angelegt worden: diese Pfahlbauten finden sich aber von den britischen Inseln im Westen bis in die großen Ströme des Schwarzen Meeres im Osten, von Skandinavien im Norden bis Mittelitalien im Süden des Erdteils. Die Erbauer der Pfahlburgen aber, mögen sie nun Finnen oder Angehörige noch älterer Einwanderer gewesen sein, waren bereits lange vor dem Eintreffen der Germanen in Europa von Südosten nach Nordwesten gedrängt worden durch die an Körperkraft und Kultur überlegenen celtifchen Einwanderer, in deren Faust das Metallschwert blitzte. Die sehr zahlreichen Celten waren Jahrhunderte vor den Germanen ftt Europa angelangt, jedenfalls auf dem Landweg, nnr in mehr südlicher Linie. Es stießen die Celten auf eine tiefer stehende, vielleicht finnische Bevölkerung, welche vor den überlegenen Neuankömmlingen nach Nordosten auswich, die Pfahlburgen, ohne darin Widerstand zu leisten, verbrennend: denn die meisten Pfahlbauten der Schweiz und Deutschlands sind sichtlich durch Feuer zerstört worden, aber nicht während oder nach der Erstürmung, sonst müßte man Skelette der Verteidiger und Angreiser unter ihren Balken finden; man findet aber nur die Leichen kleiner Kinder, welche durch Lücken des Gezimmers geglitten und ertrunken waren. Dies beweist, daß die Pfahlbauer auch ihre Begräbnisstätten aus dem festen Lande hatten, nicht auf den Pfahlinfeln, welche teils als Festungen dienten, teils als Magazine für die wertvollste Habe; zu dieser zählten aber vor allen: die Vorräte an Rohstoffen und Halbfabrikaten von Steingeräten aus Gesteinarten, welche besonders geeignet zur Bearbeitung und oft aus weiter Ferne zugeführt waren: in außerordentlichen Mengen hat man fertige, halbfertige Waffen und Geräte, auch manche verunglückte und noch rohe, der Bearbeitung harrende Steine in den Pfahlbauten gefunden. Daß man in jüngeren, d. h. höher liegenden Pfahlbaufchichten auch Bronze- und Eifengerüte gefunden hat oberhalb der älteren, nur Stein,

4. Das Mittelalter - S. 18

1891 - Münster i. W. : Schöningh
18 Mittelalter. Franken finden wir in salische und ripuarische Franken geschieden. Die Sachsen, die über den Ozean gegangen waren, verlieren allmählich jede Verbindung mit den daheimgebliebenen Stammgenossen, und diese selbst spalten sich in Westfalen, Ostfalen und Engern. Und auch wo eine solche durchgreifende Spaltung im Volke nicht eintrat, lösten sich doch häufig einzelne Gaue von der Gesamtverbindung des Volkes ab und zogen ihre besondere Straße. So schlossen sich Langobarden an die Sachsen auf ihrem Zuge nach Britannien an, und später begleiteten wiederum Sachsen die Langobarden nach Italien. So blieben Alanen in Gallien zurück, als die Hauptmasse des Volkes nach Spanien zog. Thüringer erscheinen an der Waal und in den Maasmündungen, wie unter den Heereshaufen des Odoaker, während die Hauptmasse des Volkes die alten Sitze desselben im Innern Deutschlands bewahrte. Und überall, soweit die Wanderungen der Germanen reichten, begegnen uns zerstreut gotische und snevische Scharen. Es war zu befürchten, daß mit dem Verlassen der alten Wohnsitze auch der Bestand der alten Gemeindeverbindungen sich ganz und gar auflösen würde; wir wissen ja, daß diese eng mit dem Boden zusammenhingen, daß sie vor allem ans dem Grundbesitz ruhten. Auch ist gewiß, daß, wo nun die Germanen inmitten der Römer saßen, jene gleichmäßige Verteilung des Landes, auf die sich vornehmlich die alte Verfassung gründete, wie jene enge, nachbarliche Gemeinschaft, welche die freien Männer zur Gemeinde gleichsam zusammenschloß, nicht herzustellen war. Aber es lösten sich darum nicht ganz die alten Gemeinden auf. Meist scheinen die Gaugenossen sich vereint auf die Wanderung begeben und auch auf dem eroberten Boden ihre alte Gemeinschaft festgehalten zu haben, und wo sich der Gau auslöste, blieb mindestens die Hundertschaft zusammen und erhielt durch allen Wechsel hindurch die Eigentümlichkeit der alten Verfassung. Kehrten die Germanen doch auch sonst bald zu ihren alten Gewohnheiten zurück; kaum hatten die Westgoten in Spanien Land erlangt, so verfluchten sie, wie ein römischer Schriftsteller sagt, ihre Schwerter und ergriffen den Pflug. So erhielt sich mitten unter der römischen Welt mehr von der germanischen ©emeindeverfaffung, als man hätte erwarten sollen. In dem Innern Deutschlands aber lebte sie im allgemeinen ungebrochen durch diese Zeiten fort und wurde von hier auch auf die Gegenden übertragen, die entweder mit dem deutschen Boden in unmittelbarer Nachbarschaft lagen, oder in denen, wie zum Beispiel in Britannien, die alte Bevölkerung fast ganz von den Germanen verdrängt war. Mit der Gemeindeverfasfung zugleich hat sich hier dann auch deutsches Wesen und deutsche Sprache dauernd befestigt. Durch ihre alte Verfassung blieb den Germanen jener Freiheitssinn und jene Kraft bewahrt, die ihnen den Sieg über das römische Reich verliehen hatte, aber der lange Kampf hatte ihnen zugleich gezeigt, daß

5. Das Mittelalter - S. 1

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Mittrtalter. I. ^bjiammung der Deutschen. (S. Lefmann und F. Dahn.) Die Germanen gehören mit den Indern und Persern, den gräkoitalischen Völkern, den Celten nndletto-Slaven zu der arischen oder kaukasischen oder auch indoeuropäischen Rasse. Ehe noch Deutsche in Deutschland und Griechen in Griechenland und stammverwandte italische Völker in Italien wohnten, ehe die Celten ihre Wanderungen zum fernen Westen Europas angetreten und Slaven sich im Osten unseres Erdteils niedergelassen hatten, lebten alle diese Völkerstämme, mit Jraniern und Indern vereint, in einer großen weitgehenden Gemeinschaft. Ihre Heimat war in Asien, unter gemäßigtem Himmelsstrich; die tnranischen Hochlande, das Quellgebiet des Oxns-(Amu) und Jaxartes (Syr) haben wir nach allem am sichersten dafür anzusehen. Denn neben allem, was dahin weist, wo die Wiege des Menschengeschlechts immer gefunden worden, ist jenen Stämmen allen Schnee und Winterfroft gleich bekannt und genannt gewesen. Gleich genannt und bekannt war ihnen allen der Name einer Gottheit, des lichten Himmelsgottes, auch mehrerer anderer, welche sie in den Naturkräften und Erscheinungen verehrten. Sie hatten ihre gemeinsame, wie auch immer schon dialektisch geschiedene Sprache, deren ältester gleicher Bestand ein sicheres Zeugnis abgiebt, sprechender und ausgiebiger als irgend Denkmale von Stein, welche Jahrtausende hindurch dem Sturm der Zeiten getrotzt haben. Denn mehr als durch solche erfahren wir an der Hand jener sprachlichen Gewähr von dem Leben, der Religion und Bildung einer Urvölkergemeinschaft, deren Zeit, obwohl in unberechenbare Vergangenheit Aus allen Jahrhunderten, n. 1

6. Das Mittelalter - S. 3

1891 - Münster i. W. : Schöningh
unterstützten einander diejenigen, welche in Gaugenossenschaften zusammen wohnten. Wie im engern Kreise unbeschränkt der Familienvater, so herrschte wohl und lenkte alles, was die größere Gemeinschaft, die l* Lefmann und Dahn: Abstammung der Deutschen. - 3 Zwar hatte oder bearbeitete man in der Familie, auch ohne ^unfreien Knechtes- oder Sklavendienst, wessen man zum Leben bedurfte, doch wohl Ureuropäische Pfahlbauten. (Schweiz.)

7. Das Mittelalter - S. 5

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Lefmann und Dahn: Abstammung der Deutschen. 5 früher ziellos verfolgten Wanderungen der Germanen die bestimmtere Richtung nach Westen an. Und nachdem schon lange vorher Griechen und Italiker, dann auch die Celten, aus Vorderasien nach Europa gezogen waren, wanderten die Germanen in langsamem, durch lauge Rasten unterbrochenem Zuge nun auch in unsern Erdteil ein; die bestrittene Frage, ob zur See oder zu Lande, ist aus ganz überwiegenden Gründen dahin zu entscheiden, daß sie zu Lande, um den Kaukasus, und von da ab die tief eingeschnittenen Thäler der großen Ströme von Osten nach Westen hinauf wanderten. Teils Sage, teils späte Gelehrtenfabel ist die unbegründete Annahme, daß am frühesten Skandinavien und erst vom Norden aus ganz Europa von den Germanen bevölkert worden sei. Richtig ist nur, daß ein Teil der germanischen Einwanderer, gewiß nicht freiwillig, sondern weil sie von Osten gedrängt und nach Westen oder Süden auszuweichen durch die vor ihnen herziehenden, später „Deutsche" genannten Vettern, verhindert waren, nach Norden ausbog, indem einige, darunter besonders die späteren Sachsen und Friesen und die Völker der gotischen Gruppe an der Nord- und Ostsee Halt machten, andere aber, wohl bald darauf, über die Eilande und Halbeilaude dieser Meere hinweg von der jütischen Landzunge im Westen bis gegen Esthland im Osten, in Dänemark, Schweden und Norwegen eindrangen: die späteren Nordgermanen oder Skandinaven. Die gotischen Völker sührte später eine Rückwanderung von jenen nördlichen Sitzen wieder nach Südosten. Wann die Einwanderung der Germanen stattgefunden habe, läßt sich nicht genau bestimmen. Schon Pytheas von Massilia, ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, nennt die Namen germanischer Völker an der Nordsee; wir dürfen annehmen, daß sie damals bereits mehr als ein Jahrhundert in jenen Gegenden gewohnt hatten. Hiernach steht fest, daß sie mehrere Jahrhunderte in Mitteleuropa heimisch geworden, bevor sie mit den Römern zusammenstießen, was zunächst vorübergehend bei der vereinzelten Südwanderung der sogenannten Cimbern und Teutonen, ungefähr ein Jahrhundert v. Chr., geschah, dann aber auf die Dauer zwei Menfchenalter später, als Julius Cäsar Gallien eroberte und dem Einfluten der westlichsten Germanen über den Rhein den Schild des römischen Weltreiches entgegenhielt. Gewiß ist ferner, daß die einzelnen Völkergruppen der Germanen keineswegs gleichzeitig, sondern in großen Zwischenräumen von Land und Zeit, welche durch weite Strecken von Urwald und durch Jahrhunderte voneinander getrennt waren, ohne Plan und Zusammenhang, nacheinander, vereinzelt, wie sie mehr gedrängt wurden als drängten, in den verschiedenen Teilen Europas eintrafen. Daraus zum Teil erklären sich die fehr abweichenden Grade von Kultur, so vor allem der Seßhaftigkeit, und die Gegensätze der Verfassung,

8. Das Mittelalter - S. 7

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Lefmann und Dahn: Abstammung der Deutschen. 7 Knochen, Geweihe führenden, erklärt sich daraus, daß später den Pfahlbauleuten auch biete Metallgeräte durch den Handel zugeführt wurden; denn die ohnehin unwahrscheinliche Annahme, daß sie von sich aus zu bet Metallbearbeitung vorgeschritten wären, wirb bnrch die Jbentität von Mischung und Technik mit den aus dem Orient ober aus Etrurien ober von den Celten herstammenben Bronzesachen ausgeschlossen. In manchen Fällen aber setzten sich später die celtischen Sieger in den nur halb zerstörten Pfahlburgen fest, welche strategisch bebeutuugs-voll gelegen waren, ja auch die Römer thaten so in noch viel späterer Zeit aus gleichen Gründen, ober auch weil der Reiz der Insel lockte. Daher erklärt es sich vollstänbig, daß in einzelnen Pfahlbauten unzweifelhaft celtische Geräte und bazwischen ober barüber unzweifelhaft römische Spuren, z. B. Kaisermünzen gefnnben werden konnten: fo auf der Roseninsel am Starnbergersee in Oberbayern. Übrigens ist der Einfall, sich durch Wasser als natürlichen Festungsgraben gegen feinbliche Angriffe zu sichern, so nahe liegenb, daß ihn die Menschen in verschiebenen Erbteilen unabhängig voneinanber, ohne Entlehnung, in vielfach übereinftimmenber Weise ausgeführt haben. Von Celten und Germanen rühren die ältesten Pfahlbauten in Europa nicht her: beibe arische Völker stauben bei ihrer Einwauberung in Europa bereits auf bebeuteub höherer Kulturstufe als die Errichter der srühesteu Pfahlbauten. Jeboch kamen Celten und Germanen bei ihrer Jahrhuuberte währen-ben Wanbernrtg nach Norbwesten notwenbig in häufige Berührung mit dieser tiefer stehenben Bevölkerung — von den Celten wisfen wir es ja gewiß, ba celtisches und Psahlbaugerät (finnisches?) beifammenlagernb gefuubeu würde — und in den Sagen beiber Völker ist benn auch noch die buukle Erinnerung bewahrt von einer vorgefnnbenen Bevölkerung, die älteres Recht im Lanbe hat, aber im Aussterben begriffen, scheu vor den Siegern ins Wasser ober in Höhlen zurückweicht, klein, verkrüppelt, Gewebe aus den Pfahlbauten.

9. Das Mittelalter - S. 8

1891 - Münster i. W. : Schöningh
8 Mittelalter. unkundig der Brotbereitung, welche sie gern von den Frauen der „Menschen", d. H. der Celten oder Germanen, erlernen möchte: sie erliegen dem Hunger, den Seuchen, aus ihren Verstecken klingen klagende Lieder. So kündet die Zwergensage noch in manchen bedeutsamen Zügen von diesem verschwindenden Snmps- und Höhlengeschlecht, und die Hefte, die Griffe vieler Pfahlbauwaffen und Geräte setzen ein Volk mit°sehr kleinen Gliedern voraus. Die Celten hatten nun nicht nur die drei großen und die kleineren britischen Inseln im Nordwesten, im Südwesten Spanien (in Verbindung mit der iberisch-baskischen Bevölkerung), im Süden Italien von den Alpen bis zum Po, ganz Frankreich, die Schweiz, dann Belgien, Holland besetzt und mit volkreichen Städten eifriger Industrie und lebhaften Handels erfüllt unter der Herrschaft des weltlichen Adels ihrer Ritter und der noch mächtigeren des geistlichen Adels ihrer Priester, der Druiden, — wir müssen annehmen, daß sie auch im Osten Süddeutschlaud und Mitteldeutschland bis über den Main hinaus, bis in das Land, das später die germanischen Chatten (Hessen) einnahmen, bevölkert hatten, ja selbst Böhmen war von den celtischen Bojern bewohnt und nach ihnen benannt, und auch weiter südöstlich, an der Donau, finden sich noch in der Zeit und Herrschaft der Germanen eeltifche Völkersplitter. Der Mißbrauch, den früher kritik-, maß- und methodelose Deutung mit der Verallgemeinerung des Celtentnms geübt, darf besonnene Forschung nicht abhalten, wo unzweifelhafte Beweise die Anwesenheit der Celten barthun, diese anzuerkennen. Mag man auch annehmen, daß die Celten so weit im Nordosten jene Dichtheit der Bevölkerung und damit im Zusammenhang jene städtereiche Kultur niemals erreicht haben, welche glücklichere, südlichere oder durch das Meer geschützte Länder begünstigten, die zahlreichen celtischen Ortsbezeichnungen jeder Art, welche nach Abzug alles Anfechtbaren immer noch unzweifelhaft übrig bleiben, beweisen, daß ein Volk ihrer Sprache nicht nur den Rhein, die Alpen, auch die Donau (den Danubius), den Lech (Licus), die bayerische Isar wie die französische Jsere, den Main (Moenus) und den Taunus wie die deutschen Mittelgebirge von den Vogesen bis zum Harz (Hercynia) benannt hat; und zwar saßen diese Namen durch Jahrhunderte so fest, daß die einwandernden Germanen sie beibehielten, was sich allein unter der Annahme erklärt, daß sie nicht nur diese Benennungen von Celten vernahmen, sondern auch nach der germanischen Einwanderung Celten als Nachbarn, als Koloneu oder Sklaven noch in nicht geringer Menge im Lande wohnhaft blieben. Dieser celtische Besitzstand in Europa wurde nun von zwei Seiten her bedroht, vom Süden her durch die Römer, von Osten her aber durch

10. Das Mittelalter - S. 9

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Lefmann und Dahn: Abstammung der Deutschen. 9 die Germanen, welche allmählich in den Thälern der großen Ströme gegen das Herz von Europa vordrangen: die zunächst erreichten celtischen Völker wurden unterjocht oder nach Westen gegen den Rhein gedrängt. Selbst geschoben von nachrückenden, aus Osten und bald auch aus Norden auf sie drückenden andern Germanen, auch wohl gelockt von der Milde und reichern Kultur der südwestlichen Landschaften, folgten die westlichsten Germanen dem weichenden Celtentum bis an und über den Rhein und setzten sich jenseit des Flusses unter den Galliern fest. Hier aber stießen sie alsbald auf die ihnen noch ganz unvergleichlich überlegene Kultur-uud Waffenmacht des römischen Weltreiches. Cäsar wies die Germanen mit scharfem Schwert über den Rhein zurück, verfolgte sie bis in ihre Wälder aus dem rechten Ufer des Stromes, und seine Nachfolger drangen bis an die Elbe, das Land zwischen Koblenz und Regensburg dauernd römischer Herrschaft oder doch römischem Machteinfluß unterwerfend. Auf der andern Seite aber bezwangen die Römer die rütischen Alpenvölker und dehnten ihre Herrschaft von Süden her über Regensburg und den nördlichen Donaubogen bis an den Main aus. Zugleich hatten römische Flotten die Völker an der Nordsee gebändigt und waren bereit, die von Westen und Süden her drohende Umklammerung durch Druck vom Norden her zu vollenden, so daß den West- und Südgermanen nur Unterwerfung übrig zu bleiben schien, denn den Rückweg nach Osten sperrten die ostgermanischen und die slavischen Völkermassen. Da brachte Rettung, nicht ohne dämonische Arglist, die That Armius, und Rom gab die Unterwerfung Germaniens auf. Ii. Die Varusschlacht. (9 n. Chr.) (F. Dahn.) Auf den römischen Statthalter Sentins Satnrninns, dessen heiteres, leutseliges Wesen den Germanen gefallen haben mochte, war i. I. 5 n. Ehr. Q-uintilins Barns gefolgt, ein Verschwägerter des Kaiserhauses, bisher Statthalter tu Syrien. „Arm hat er dieses reiche Laud betreten, reich verließ er die arm gewordene Provinz". Gleiche Habsuchtwollte er in dem so armen Germanien befriedigen. Dazu war er ebenso hochfahrend und streng, als bequem und schwerfällig an Leib und Seele: er zog das ruhige, genußreiche Leben an reichbesetzter Tafel im Lager bei weitem kriegerischen Anstrengungen vor. Und das Verderblichste war die kurzsichtige, sorglose Sicherheit, in der er sich wiegte und wiegen ließ. Nicht allmählich wollte er die Romanisierung
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